Mittwoch, 26. September 2012

Finanzskandal findet Abschluss


 

Der Skandal um die liechtensteinische Finanzgruppe Money Service Group (MSG) wird jetzt aufgearbeitet. Vor dem Landgericht in Vaduz begann jetzt der Prozess gegen MSG-Gründer Michael Seidl wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs. Bis zu zehn Jahre Haft könnten das werden.

Die jetzt verlesene Anklageschrift gegen Seidl, der inzwischen von der Schweiz an Liechtenstein ausgeliefert wurde, enthält schwere Vorwürfe. Statt die eingesammelten Kundengelder wie versprochen anzulegen, habe sie Seidl über Umwege in die eigene Tasche gesteckt und damit seinen aufwendigen Lebensstil finanziert. Kein einziger Franken sei, wie versprochen, in die von Seidl angepriesenen Fonds und Projekte gelangt. Oder er habe es in die Money Service Group gesteckt, die ihrerseits in großem Stil Sportsponsoring betrieb, das natürlich auch keine Rendite einbrachte. So versickerte das Seidl anvertraute Vermögen, bis letztlich rund 30,5 Millionen Euro und 1,2 Millionen Franken als Schaden übrig blieb.

Nach anderer Rechnung sind es sogar 52 Millionen Euro Schaden. In dieser Höhe sollen die Einzahlungen der Kunden liegen. Und wenn man die versprochenen Zinsen dazu rechnet, dann liegt der Schaden sogar bei 70 Millionen Euro. Insgesamt sollen um die 2.000 Investoren geschädigt worden sein.

Der erste Prozesstag gehörte der Staatsanwaltschaft, die die Anklageschrift verlas und darin das System des angeklagten Finanzjongleurs beschrieb. Danach soll der Angeklagte vernommen werden. Er hat allerdings schon zum Auftakt des Prozesses jede Schuld von sich gewiesen.

Vor sechs Jahren soll der Angeklagte noch über ein Vermögen von 80 Millionen Franken verfügt haben, das sich inzwischen in Luft aufgelöst hat – zusätzlich zu den veruntreuten Kundengeldern. Die Vermögensangaben stammen aus einer Vermögensaufstellung eines Notars aus St. Gallen aus dem Jahre 2006. Während der Befragung Seidls ergaben sich aber immer mehr Zweifel an der Richtigkeit dieser Angaben.

Unter den Geprellten befinden sich auch einige berühmte Namen. So etwa der ehemalige Formel-1-Pilot Niki Lauda, der auch schon einmal mit "Money Service" - Käppi posiert hatte, oder der ehemalige Skifahrer Harti Weirather. Lauda hat sich übrigens dem Strafverfahren als Privatbeteiligter angeschlossen. Auch der Anlegeranwalt Clemens Pichler aus Dornbirn hat sich angeschlossen. Er vertritt über 150 Geschädigte und hofft, so an Informationen zu kommen, um gegen Seidl persönlich vorgehen zu können, da bei den Unternehmen nichts mehr zu holen sei.

Solche Chancen bestehen aber wohl nur, wenn es gelingt, dem Angeklagten hinter die Schliche zu kommen. Von Mitarbeitern wird er jedenfalls schwer belastet. Er soll beim Vernichten von Akten beobachtet worden sein. Er habe versucht, Computerdaten zu löschen, doch sei es gelungen, diese wieder zu rekonstruieren. Vor seiner Verhaftung soll er versucht haben, Wertsachen beiseitezuschaffen. Dem Vernehmen nach sei seine Villa bis auf ein Zimmer ausgeräumt gewesen. Wo die Gegenstände verblieben sind, ist der Zeit noch nicht geklärt.

Dagegen ist wohl klar, wohin das meiste der Gelder verschwunden ist. Der Angeklagte und seine Frau sollen auf großem Fuß gelebt haben. Allein 22.500 Franken im Monat habe die gemietete Dreifamilienvilla gekostet. Dazu kamen teure Autos, Jachturlaube und ein Trip zum Formel-1-Grand-Prix in Abu Dhabi. Selbst als die Anleger schon wegen der Rückzahlung Schlange standen, sei noch eine Schönheitsoperation für seine Frau drin gewesen.

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