Montag, 8. April 2013

Kategorie Steuerschurkenstaaten?

Als ich den Begriff Steuerschurkenstaaten das erste Mal hörte, konnte ich mir ein schmunzeln nicht verkneifen. Irgendwie sah ich die geballte amerikanische Militärmaschine auf das kleine Liechtenstein zu marschieren. Da aber von Ölvorkommen in dem Fürstentum nichts bekannt ist, muss der Begriff Schurkenstaat jedoch in einem anderen Zusammenhang gewählt worden sein.

Steuerschurkenstaaten, dass es wohl die aktuelle Bezeichnung für Steueroasen, in denen wohlhabende Bürger aus allen Ländern ihr Geld vor dem Fiskus verstecken, um so ihrer Steuerpflicht zu entgehen. Das Fürstentum Liechtenstein, mitten in Europa liegend, wie die Schweiz der Diskretion verpflichtet und ein Zentrum des internationalen Geldverkehrs, hatte jahrelang den Ruf Mittelpunkt abenteuerlicher Steuersparmodelle zu sein.
Das Reinwaschen von den Sünden der Vergangenheit, denn zweifelsfrei wurde der Finanzmarktplatz Liechtenstein dazu genutzt so manch eine Million vor dem Fiskus zu verstecken, hat seinen Preis. Der eine oder andere Franken blieb bei den Transaktionen zwischen den Trusts, den Banken, den Stiftungen und sonstigen Finanzmodellen auch im Liechtensteiner Staatssäckel hängen. Die Finanzkrise hat ein Übriges dazu getan, dass das Fürstentum heute mit Defiziten in den Sozialkassen, Haushaltslöchern und einer allgemeinen Finanzknappheit zu kämpfen hat.

Eine verkaufte Steuer CD und ein prominenter Steuersünder, in diesem Fall der Chef der Deutschen Post Klaus Zumwinkel, haben gereicht, um bei Steuerfahndern aus allen Ländern Liechtenstein auf die Liste der Steuerschurkenstaaten zu setzen. Seitdem versuchte Liechtenstein mehr oder weniger erfolgreich diesem Schmuddelimage zu entkommen.
Das Resultat und der internationale Druck insbesondere aus den USA und Deutschland haben dazu geführt, dass Milliarden aus dem Fürstentum abgezogen wurden und der neue Geldfluss aus den reichen Ländern Europas und den USA langsam versiegt.
Im Resultat gibt es einen massiven Stellenabbau im Bankbereich und Einnahmen der Staatskasse gehen verloren.
Das neue Parlament möchte nun den Reformprozess verlangsamen um der Liechtensteiner Wirtschaft eine längere Anpassungsperiode zu geben. Es bleibt abzuwarten, ob man diese Pläne gegen den Druck von außen realisieren kann und ob eine Abkopplung vom allgemeinen Trend auf dem europäischen Finanzmarkt überhaupt möglich ist.