Mittwoch, 11. Juli 2012

Ausländer-Integration in Liechtenstein


 

Ausländische Mitbürger sind auch im Fürstentum Liechtenstein keine Seltenheit. Probleme können daraus beispielsweise dann entstehen, wenn sich die Ausländer auf bestimmte Wohnorte konzentrieren oder sich Parallelgesellschaften bilden. Dem wollte die Regierung vorbeugen. Sie hat deshalb die Ausländervereine im Fürstentum aufgefordert, Vorschläge zur Integration zu machen. Jetzt kam die Antwort. Der Dachverband der Ausländervereinigungen überreichte Innenminister Hugo Quaderer 35 konkrete Vorschläge.

Zuvor hatten die achtzehn Vertreter der Ausländervereinigung die Initiative ergriffen und einen Dachverband gegründet. Noch in der zweiten Integrationskonferenz im März dieses Jahres hatten die Teilnehmer wenig Konkretes zum Thema Integration formuliert. Dies blieb nicht ohne Kritik. Solch eine Gelegenheit sollte nicht ungenutzt vorübergehen. Auch der Sprecher des Dachverbandes der Ausländervereinigung, Cyrill Deicha, denkt mit Enttäuschung an diese Veranstaltung zurück. Deshalb bleibe die Aufforderung, die Chance zur Mitwirkung zu nutzen, im Raum stehen.

Diese Chance hat jetzt der Dachverband der Ausländervereinigungen ergriffen. Die Delegierten beschlossen, sich sehr viel aktiver im gesellschaftlichen Leben zu engagieren und vor allem auch Lösungsvorschläge zu sammeln, um Fehler und Probleme vermeiden zu helfen. Diese wurden jetzt den Behörden, allen voran dem Innenminister Hugo Quaderer, übergeben.

Der Dachverband versteht sich dabei nicht als eine Gewerkschaft der Ausländer. Er sieht sich mehr als Schnittstelle zwischen den einzelnen Vereinigungen und den Behörden mit dem Ziel, Lösungen zu präsentieren, die auch konsensfähig sind. Diese Ideen sollen aber nicht aus dem Dachverband, sondern von den Vereinen vor Ort kommen.

35 Vorschläge kamen zusammen. Sie sind mehr oder weniger konkret, manche kurzfristig, andere erst nach längerer Diskussion umzusetzen. So hat das APA bereits einen Ausschuss zur Verbesserung der Jobsuche für Ausländer eingerichtet, dem auch ein Vertreter des Dachverbandes als sachverständiges Mitglied angehört. Der Begriff "Kinder von Wanderarbeitern" ist veraltet und sollte abgeschafft werden. Stattdessen sollten die in diesem Bereich angebotenen Sprachkurse für Kinder allen Kindern offen stehen. Sie finden in öffentlichen Schulen statt und sollten deshalb auch unter der Kontrolle der Liechtensteiner Behörden und nicht unter ausländischer Aufsicht stattfinden. Wahlrecht, Stimmrecht, Einbürgerung – das sind Fragen, die noch einer umfangreichen Diskussion bedürfen. Sind differenzierte Fristen für die Einbürgerung gerechtfertigt, soll der Integrationsgrad dabei geprüft werden, ist die doppelte Staatsbürgerschaft eine Lösung und kann auch Ausländern ein passives Wahlrecht eingeräumt werden? Hier sind intensive Diskussionen vor allem auch mit der einheimischen Bevölkerung notwendig. Denn in einem Punkt waren sich alle schnell einig: für das kleine Fürstentum sind Parallelgesellschaften keine Lösung, auch wenn sich diese andernorts in größeren Gesellschaften bewährt haben mögen.

Dass es auch innerhalb der Ausländer unterschiedliche Interessen und Schwerpunkte gibt, lässt sich leicht an der Liste der Sektionen ablesen, die im Dachverband der Ausländervereinigungen mitarbeiten. Da gibt es nicht nur eine deutsche, eine österreichische und eine Südtiroler Sektion. Aus dem westlichen Europa sind Engländer, Niederländer, Franzosen, Italiener, Spanier und Portugiesen vertreten. Im Osten reichen die Teilnehmer von Griechen und Slowenen über eine slawische Sektion bis nach Russland. Die Stiftung Mintegra arbeitet im Dachverband mit, und auch die arabisch sprechenden Ausländer haben eine Stimme im Verband.

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